Wenn sich Kinder alleine fühlen... kann der Sport zur Gesundheitsprävention werden
Selbst wenn es draußen laut ist, kann es in einem drinnen leise sein. Selbst wenn 40 Kinder in der Offenen Ganztagsschule (OGS) der Karl-Peter-Obermaier-Mittelschule für reichlich Lautstärke sorgen, kann sich der ein oder andere Schüler einsam fühlen. Einsamkeit kann jeden treffen, auch Kinder und Jugendliche. Das weiß auch die Leiterin der OGS, Luise Fischer.
Die Gründe dafür seien ganz unterschiedlich. Der eine Schüler wohne in einer Einöde, könne nicht zu Fuß zu seinen Freunden gehen und die Eltern hätten keine Zeit, ihn zu fahren. Eine andere Schülerin sei neu in der Stadt und kenne noch niemanden. Ein dritter verstehe die Sprache nicht und könne sich nicht verständigen. Luise Fischer ist überzeugt: Die OGS setzt genau da an, sei (unter anderem) ein Mittel zur Integration und zur Förderung von sozialen Kontakten. Das sieht auch Carola Höcherl-Neubauer so, die als Bad Kötztings Gesundheitsbotschafterin das Problem der Einsamkeit anpackt. Weil das bayerische Gesundheitsministerium in diesem Jahr die Einsamkeit zum Präventionsschwerpunkt erklärt hat, organisiert die Gesundheitsregion Plus am Landratsamt Cham dazu Aktionen und die Gesundheitsbotschafter nehmen sich vor Ort des Themas an. Als Vorsitzende des TV Bad Kötzting weiß Höcherl-Neubauer, wie sich „aus einsam gemeinsam machen“ lässt – durch eine Tätigkeit in der Gemeinschaft, sei es etwa beim Musizieren, aber eben auch beim Sport. „Sport verbindet über Grenzen und überwindet die unterschiedlichsten Barrieren.“
Berührungspunkte zwischen OGS und TV hatte es in den vergangenen Jahren häufiger gegeben. Luise Fischer: „Wir haben immer wieder externe Partner, die mit den Kindern die verschiedensten Sachen machen – auch Sport, ein ganz wichtiger Punkt.“ Denn die Kids säßen den ganzen Vormittag über im Unterricht, zu Hause oft noch vorm Tablet oder am Handy, „aber manch einer hat noch nie einen Schläger in der Hand gehalten“. Das hat sich jetzt geändert: Denn mit Badminton fing sie an – die Kooperation zwischen OGS und TV im Zuge der Einsamkeits-Prävention. Von Januar bis Juli schnuppern die OGS-Kinder einmal im Monat und zusammen mit einem Trainer vom TV in eine Sportart hinein. Nach Badminton waren das Volleyball, Functional Fit, Handball und Judo. Spikeball und zum Abschluss Stockschießen stehen noch auf der Liste. Zusätzlich traf sich Carola Höcherl-Neubauer achtmal mit den Mädchen, um zu tanzen. Bei der Auswahl der Sportarten achtete Luise Fischer auf Ausgewogenheit – was interessiert Jungs, was Mädchen? – und, dass die einstündige Schnupperstunde einen guten Eindruck von der Sportart vermittelt. Deshalb habe sie sich auch bewusst etwa gegen Yoga entschieden, „die Wertigkeit und der Sinn von Yoga gehen beim ersten Mal nicht an die Kinder weiter“. Den TV-Trainern gab Fischer mit auf den Weg: „Erwartungen runterschrauben“. Es sei ein Unterschied, ob sich ein Kind bewusst für Handball entschieden habe oder die Intention von den OGS-Betreuern ausgehe. Hat aber trotzdem geklappt. So gut, dass sich die beiden Frauen eine Fortsetzung der Kooperation im nächsten Schuljahr vorstellen können. Übrigens gibt es noch andere Projekte, die Höcherl-Neubauer mit der Überschrift „Einsamkeit vorbeugen“ organisierte. Das Bewegungsangebot für Senioren zum Beispiel. Wie gesagt: Einsamkeit kann jeden treffen....
aus der Kötztinger Umschau vom 17.06.2023